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WM-Geschichte
Von Giraldilla bis Falah - Alle WM-Maskottchen
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Bei der Premieren-WM 1983 im finnischen Helsinki kämpfen die 1.355 Athleten nicht nur um Edelmetall, sondern auch um plüschige Siegerehren. Jedem Erstplatzierten wird neben Medaille auch das Maskottchen überreicht. In Helsinki ist dies "Hasse Lasse", ein kleiner weißer Hase. Hier posiert Edwin Moses nach seinem 400-m-Hürden-Sieg mit der putzigen Ausgabe von Meister Lampe.
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1987 in Rom gesellt sich ein Wolf zu den siegreichen Athleten aufs Treppchen. Das mit der italienischen Flagge geschmückte Plüschtier trägt den Namen "Romeo", angelehnt an den Austragungsort. Hier freut sich Edwin Moses über seine erfolgreiche 400-m-Hürden-Titelverteidigung - und vielleicht ja auch darüber, dass er daheim in Amerika einen Streichelzoo eröffnen kann.
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1991 wird die WM erstmals außerhalb der alten Welt ausgetragen. Das schlägt sich auch im Aussehen der Maskottchen nieder. Der etwas eigentümlich anmutende "Athlestar" sieht aus wie eine Diskusscheibe mit Gliedmaßen. Lars Riedel (M.) soll es recht sein. Das urige Fabelwesen bringt ihm Glück. Riedel holt in Tokio Gold - im Diskuswerfen.
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Der Veranstalter der WM 1993 in Stuttgart greifen dagegen wieder auf Altbewährtes zurück: Wie schon 1983 in Helsinki wird mit "Runny" erneut ein Hase zum Maskottchen gekürt. Doch wie es sich für die innovationsfreudigen Schwaben gehört, erlebt das Maskottchen-Dasein seine Metamorphose vom bloßen Plüsch-Souvenir zum Stadion-Entertainer. Hier posiert "Runny" zwischen den deutschen WM-Stars Heike Henkel (l.) und Heike Drechsler.
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1995 in Göteborg reiht sich Maskottchen "Kalo" in den stillen Jubel der siegreichen 4x400-m-Staffel der USA ein. Doch es darf bezweifelt werden, ob die US-Boys auch mit Beteiligung des einem Luchs nachempfundenen Plüschtiers triumphiert hätten. Sei es drum, mögen sich die Gold-Gewinner gedacht haben. Denn "Kalo" ist das erste Maskottchen, das sich nicht allein auf repräsentative Aufgaben beschränkt. Ein Teil der Merchandising-Erlöse wird einer Tierschutzorganisation zur Verfügung gestellt.
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"Pegasus", das Maskottchen der Weltmeisterschaften 1997 in Athen, weist einen Bezug zur griechischen Mythologie auf. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht unbedingt so aussieht: Das geflügelte Pferd gilt in der griechischen Mythologie als Quelle aller Weisheit.
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1999 in Sevilla gibt es kein plüschiges Stofftier als Maskottchen, sondern eine Plastikpuppe. "Giraldilla" ist einer Frau auf der Turmspitze des Castillo de la Real Fuerza, einem Wahrzeichen Sevillas, nachempfunden. Bei der Eröffnungsfeier sorgt die lächelnde Dame jedoch für großen Aufruhr: Gleich zwei "Giraldillas" werden von baskischen Nationalisten mit politischen Plakaten versehen.
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Novum 2001 in Edmonton: Erstmals schmückt sich das Event mit zwei Maskottchen. "Tracker", ein roter Wolf, hier im Laufduell mit dem Maskottchen eines Ölkonzerns, das sich offenbar in die Arena verirrt hat, und sein Pendent "Fielder", ein gelber Bär. Während ihren Vorgängern überwiegend mit Wohlwollen begegnet worden war, erleben die harmlos dreinblickenden Raubtiere im Vorfeld der WM ihr blaues Wunder: Auf einer Promotion-Tour werden beide niedergetreten und mit Hockeyschlägern malträtiert.
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Bei der neunten WM-Auflage in Paris lassen die Veranstalter es sich nicht nehmen, der fortschreitenden Maskottchen-Evolution noch eins draufzusetzen. Und zwar, indem sie kurzerhand ganz auf ein solches verzichten.
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So geht das natürlich nicht, dachten sich wohl die Veranstalter in Helsinki zwei Jahre später. Sie formten das Maskottchen "Findy" nach dem Vorbild des imposanten Turms an der Seite des Stadions. Mit Armen und Beinen ausgestattet, konnte "Findy" springen, laufen und werfen. Nachhaltig prägen konnte der zappelige Turm die Entwicklungsgeschichte der Maskottchen jedoch nicht.
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Der Trend zur Verschmelzung von Mensch und Maschine macht 2007 in Osaka auch vor den Maskottchen nicht halt. Statt vier Beine hat "Traffie" vier Räder. Im technikbegeisterten Japan wird der drollige Roboter zum Transport von Speeren, Kugeln und Diskusscheiben eingesetzt und lockt aufgrund seines in Japan höchst populären Manga-Designs etliche Kinder ins Stadion.
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Back to the Roots in Berlin: 2009 avanciert ein Stoff-Bär zum heimlichen Star der WM. Denn mit seinen lustigen Einlagen albert sich "Berlino" schnell in die Herzen des Publikums. Überall, wo es etwas zu feiern gibt, ist auch "Berlino" zu finden.
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Das erste Olympia-Maskottchen 1972 in München war der Dackel "Waldi". Daegu 2011 knüpft an diese Tradition an und lässt erstmals einem Hund die Maskottchen-Ehre zuteil werden. Der bunt behaarte "Sarbi" setzt sich in einem Wettbewerb gegen 1.724 Mitkonkurrenten durch. Er soll an die Hunderasse Sapsaree angelehnt sein, die ursprünglich aus Daegu stammt.
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Das Luschniki-Stadion von Moskau liegt am Fuße der Sperlingsberge. Da liegt der kleine Singvogel als Maskottchen der WM 2013 in der russischen Hauptstadt nahe. "Der Vogel besitzt viele Eigenschaften eines Leichtathleten: Er ist schnell, leicht und wendig", erklärte Michail Butow, Generalsekretär des russischen Leichtathletik-Verbandes bei der Präsentation.
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Im "Vogelnest" in Peking ist 2015 die Schwalbe "Yan-er" zu Hause. Sie soll Dynamik und Agilität symbolisieren, typische Athleten-Attribute. In die Gestaltung des Schwalben-Maskottchens flossen zudem Elemente des Drachens "Sha Yan" und Pekinger Opern-Masken ein.
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London 2017 wartet mit "Hero the Hedgehog" als Maskottchen auf. Der verrückte Igel setzt mit seinen witzigen Aktionen und Turneinlagen neue Maskottchen-Maßstäbe. Er avanciert zum heimlichen Star der 16. Leichtathletik-Weltmeisterschaften. Die Wahl, einen Igel zu nehmen und ihn "Held" zu nennen, hat allerdings einen traurigen Hintergrund. Die stacheligen Zeitgenossen stehen in Großbritannien mittlerweile auf der Liste der gefährdeten Arten.
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Nach dem Londoner Ausflug in stachelige Maskottchen-Regionen landet Doha wieder bei einem gefiederten Freund: Falah, ein Falke. Aus 21 Vorschlägen kürten zehn Kinder den Sieger. Falken haben in Katar und allgemein in der arabischen Kultur einen besonderen Stellenwert. Die Jagd mit den pfeilschnellen Raubvögeln hat eine Jahrtausende lange Geschichte in den Wüstenstaaten. Für gut ausgebildete Jagdfalken gehen mitunter sechsstellige Beträge über den Tisch.
Stand: 29.08.19 11:52 Uhr