
Kugelstoßen
Schwanitz auf Wolke sieben: Bronze wie Gold
Kugelstoßerin Christina Schwanitz hat bei der Leichtathletik-WM Bronze gewonnen und sich nach ihrem nächsten großen Erfolg überglücklich und gerührt gezeigt. Die Chinesin Gong Lijiao verteidigte ihren Titel erfolgreich.
Als sie sich ihren großen Traum erfüllt hatte, schnappte sich Christina Schwanitz freudestrahlend die schwarz-rot-goldene Fahne, posierte mit feuchten Augen für die Fotografen und wurde dann im ARD-Interview von ihren Gefühlen überwältigt. Wieder WM-Edelmetall - nach Gold 2015 und Silber zwei Jahre zuvor komplettierte die 33-Jährige in Doha bei der ersten WM nach ihrer Babypause ihren Medaillensatz. "Dieses Bronze ist mein ganz persönliches Gold. Ich möchte allen Danke sagen, die uns unterstützt haben", jubelte die Mutter von Zwillingen unter Freudentränen. "Es ist supergeil, dass sie nicht gesagt haben, jetzt ist sie Mama, jetzt ist sie abgeschrieben." Für das deutsche Team war es die zweite Medaille in Doha.
Titelverteidigerin Gong Lijiao siegt erneut
Schwanitz musste sich mit 19,17 m nur Titelverteidigerin Gong Lijiao (China/19,55) und der Jamaikanerin Danniel Thomas-Dodd (19,47) geschlagen geben. Die Vize-Europameisterin schob sich im zweiten Versuch eines spannenden Wettkampfs mit 18,87 m auf den Bronzerang vor, verlor ihn in Runde vier an die US-Amerikanerin Maggie Ewen und holte ihn dann nervenstark mit dem vorletzten und weitesten Stoß zurück.
"Auch mit Kindern in der Weltspitze"
"Daran sollen sich auch viele andere Mütter ein Beispiel nehmen, die sagen, weil ich ein Kind habe, kann ich nicht arbeiten, eine Führungsposition übernehmen. Das ist Blödsinn", hatte Schwanitz, die die Titelkämpfe in London vor zwei Jahren wegen ihrer Babypause verpasst hatte, nach der Qualifikation gesagt: "Ich möchte zeigen, dass man auch mit Kindern in der Weltspitze sein kann." Erst im vergangenen Jahr gab sie ihr Comeback, gekrönt von der Silbermedaille bei der Heim-EM.
Trainer Lang: "Sie ist eine Powerfrau"
Nach einer langwierigen Verletzung, die sie aus der Winterpause bis ins Frühjahr mitgeschleppt hatte, war die 33-Jährige als Nummer fünf der Weltjahresbestenliste in Doha angereist. "Ich bin überglücklich. Jetzt hat sie den kompletten Medaillensatz. Nach der Saison ist das aller Ehren wert", sagte ihr Trainer Sven Lang: "Sie hat gezeigt, dass sie wieder da ist. Sie ist eine Powerfrau, sie macht einen Superjob."
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Hintergrund
"Super-Mamas": Erfolgreiche Mütter im Weltsport
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Lassen sich Leistunggsport und Familie vereinbaren? Heike Drechsler (heute 54) hat schon vor fast 30 Jahren eine Antwort darauf. Die Weitspringerin bringt 1989 Sohn Toni auf die Welt und holt als Mama Olympia-Gold in Barcelona (1992) und Sydney (2000).
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Therese Alshammer (42) und ihr Trainer Johan Wallberg werden im Juni 2013 Eltern eines Sohnes. Die Schwedin kehrt dennoch ins Becken zurück und nimmt 2016 als erste Schwimmerin zum sechsten Mal an Olympischen Spielen teil. Bei der Eröffnungsfeier in Rio trägt sie die Fahne ihres Landes.
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Wenige Monate nach der Geburt ihrer Zwillinge zeigt sich Kugelstoßerin Christina Schwanitz (33) im Dezember 2017 an der Seite ihres Mannes Thomas bei der Gala zur Ehrung der "Sportler des Jahres" in Baden-Baden - überglücklich, aber auch ein bisschen gestresst vom Bewegungsdrang ihrer "Krümel".
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Die norwegische Skilangläuferin Marit Björgen (39) bringt 2015 Söhnchen Marius zur Welt. Nach einem Jahr Auszeit gewinnt sie 2017 in Lahti vier WM-Titel, 2018 folgen in Pyeonchang noch zweimal Olympia-Gold für die Rekordweltmeisterin.
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Die immer noch aktive Kunstturnerin Oxana Tschussowitina (44) aus Usbekistan ist bereits Team-Olympiasiegerin, Mannschafts-Weltmeisterin und hat WM-Gold am Boden gewonnen, als sie 1999 ihren Sohn Alisher zur Welt bringt. Vier Jahre später wird sie Weltmeisterin beim Sprung. Aktuell will sie sich für Tokio qualifizieren - es wären ihre achten Olympische Spiele.
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Geherin Hong Liu aus China bejubelt in Doha ihr drittes WM-Gold über 20 Kilometer - und das erste nach ihrer Babypause.
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Ihre Tochter Jada Ellie wird 2008 geboren, danach gewinnt Kim Clijsters (36) noch sieben weitere Tennisturniere, unter anderem die US Open 2009 und 2010 sowie die Australian Open 2011. Im August 2012 beendet die Belgierin zum zweiten Mal ihre Karriere. Im September 2019 kündigt die inzwischen dreifache Mutter ein erneutes Comeback für das Jahr 2020 an.
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Vier Monate nach der Geburt ihrer Tochter Xenia stürmt die Biathletin Darja Domratschewa (33) in Hochfilzen zu WM-Silber in der Verfolgung hinter Laura Dahlmeier. Danach gelingen ihr noch einige Weltcupsiege und Olympia-Silber 2018 in der Verfolgung und Gold mit der Staffel. 2018 beendet sie ihre Karriere.
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Allyson Felix (33) herzt ihre Tochter Camryn. Nur zehn Monate nach ihrer Geburt gewinnt die US-Amerikanerin in Doha ihren zwölften WM-Titel - mit der 4 x 400 m-Mixed-Staffel der USA.
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Beachvolleyball-Olympiasiegerin Laura Ludwig (33) kehrt nach der Geburt ihres Sohnes Teo Johnston im Sommer 2018 Anfang 2019 in den Sand zurück und sichert sich mit neuer Partnerin nach anfänglichen Schwierigkeiten den Titel beim World-Tour-Finale in Rom. Olympia in Tokio ist das große Ziel.
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Im US-Fußball gibt es gleich mehrere "Soccer Moms". Bekannt ist vor allem Christie Pearce (44/l.), die 2015 unter ihrem früheren Namen Rampone als zweifache Mutter Weltmeisterin wird. Aus dem aktuellen Weltmeisterteam der USA ist Jessica McDonald bereits Mutter.
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Barbora Spotakova (38) geht schon seit 2013 mit Söhnchen Janek auf Reisen. Die tschechische Speerwerferin holt nur 15 Monate nach seiner Geburt EM-Gold und 2017 in London den WM-Titel. "Ich bin eine glückliche Frau", sagt sie.
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2009 bringt Dressur-Königin Isabell Werth (50) Sohnemann Frederik auf die Welt. Werths Medaillensammlung ist seither weiter gewachsen, mit Olympia-Gold 2016 mit der Mannschaft als Höhepunkt.
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Eine Sprintkönigin mit ihrem größten Schatz: Nach ihrem vierten WM-Titel über 100 Meter in Doha wartet auf Shelly-Ann Fraser-Pryce (32) im Ziel Söhnchen Zyon. Die Jamaikanerin richtet danach einen flammenden Appell an Sportlerinnen, die eine Familie gründen wollen: "Die Show von uns Frauen geht weiter!"
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Serena Williams (37) wäre nach der Geburt ihrer Tochter Alexis Olympia am 1. September 2017 nach eigenen Angaben "fast gestorben". Seit ihrem Comeback hat die Tennis-Mama noch kein Turnier gewonnen. Sie verspüre weniger Druck, seit sie Mutter ist, sagt sie, verschweigt aber auch die schweren Stunden nicht: "Sie hat ihre ersten Schritte gemacht ... Ich habe trainiert und es verpasst. Ich habe geweint", twittert Williams während des Turniers in Wimbledon 2018.
Stand: 03.10.19 23:37 Uhr