
Busemanns WM-Orakel
Busemanns WM-Orakel: Hinter Kevin Mayer ist alles möglich
Im Zehnkampf kämpft in Doha nur einer um Gold: Kevin Mayer aus Frankreich. Für Niklas Kaul kann es im Idealfall aber auch aufs Treppchen gehen, meint Frank Busemann im WM-Orakel. Im Siebenkampf der Frauen ist erstmals in der WM-Geschichte keine deutsche Athletin am Start.
Wer soll ihn schlagen? Bei der WM in London hat es der neue Titelträger fast schon selbst hinbekommen. Die Stabhochsprung-Anfangshöhe im letzten Versuch zu schaffen, mit einem sanften Bauchstreichler die Latte anzustupsen und dennoch weiter im Wettkampf zu bleiben. Das schaffen nur die Glücklichen oder die Großen. Seit vergangenem Jahr hat sich Kevin Mayer dann unsterblich gemacht. Mit einem perfekten Weltrekord macht er auf einen Schlag alle anderen wieder 81 Punkte schlechter.
In diesem Jahr hat er - wie immer - noch kein Ergebnis stehen. Einzelergebnisse lassen darauf schließen, dass er 9.000+ drauf hat. Aus der Vergangenheit wissen wir, dass er auch ohne vorherigen Zehnkampf liefern wird. Genauso wie Dauerbrenner Damian Warner. Der Kanadier gewinnt Götzis nach Belieben und hatte beim Großereignis jahrelang gegen Ashton Eaton das Nachsehen. Und jetzt ist die Ausgangssituation die gleiche, nur dass Gold nach Frankreich geht.
Neuer Abschnitt
Deutsches Team
Die deutschen Medaillenkandidaten in Doha
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Deutschlands größte Goldhoffnung heißt Malaika Mihambo. Die Europameisterin springt die sieben Meter seit dieser Saison in Serie und tritt in Doha als Nummer eins der Welt an. Als erste deutsche Weitspringerin machte sie wenige Wochen vor der WM den Gesamtsieg in der lukrativen Diamond League perfekt. Bescheiden bleibt die stille, sympathische Hoffnungsträgerin dennoch.
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Johannes Vetter tritt als Titelverteidiger in Katar an und bescherte dem DLV damit einen vierten Startplatz im Speerwurf der Männer. Der amtierende Weltmeister zeigte nach Verletzungsproblemen zuletzt aufsteigende Tendenz und hofft auf den nächsten großen Coup. Doch auch Olympiasieger und Europameister Thomas Röhler, der deutsche Meister Andreas Hofmann und Julian Weber sind alles andere als chancenlos. Bemerkenswert: Weber erhielt seinen Startplatz vom ursprünglich nominierten Bernhard Seifert, der wegen Formschwäche freiwillig verzichtete.
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Konstanze Klosterhalfen ließ lange offen, ob sie über 1.500 oder 5.000 m antritt. Sie entschied sich für die längere Strecke. Das federleichte Jahrhunderttalent ist in diesem Jahr in der absoluten Weltklasse angekommen. Die deutschen Rekorde purzeln reihenweise, und hat die 22-Jährige vor zwei Jahren bei ihrem WM-Aus im Vorlauf über 1.500 m noch Lehrgeld gezahlt, ist sie mittlerweile auch taktisch gewieft. Ihr Ziel ist das Finale, doch sogar die Chance auf eine Medaille ist da.
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Die Konkurrenz mit unter anderem den USA und Jamaika ist stark. Doch bei Staffelrennen weiß man nie: An einem guten Tag und mit etwas Glück besitzt das DLV-Sprintquartett um Gina Lückenkemper (im Bild vorne) und Tatjana Pinto durchaus Medaillenchancen. 41,67 Sekunden Anfang September beim ISTAF in Berlin waren eine Ansage von Deutschlands schnellsten Frauen.
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Mit der erfahrenen Nadine Müller (im Bild), der deutschen Meisterin Kristin Pudenz und der deutschen Jahresbesten Claudine Vita hat der DLV im Diskuswurf gleich drei Eisen im Feuer. Die Kubanerinnen Perez und Caballero dürften den Sieg unter sich ausmachen und die in den vergangenen Jahren dominierende Sandra Perkovic ist auch noch da. Doch mit etwas Glück kann das Trio um Bronze mitwerfen.
Kaul und Kazmirek haben es drauf

Niklas Kaul wird sich in Doha voll reinhängen, so viel steht fest.
Aber was passiert hinter den beiden Favoriten? Niklas Kaul hat bei der U23-EM eindrucksvoll sein Potenzial gezeigt. Er agiert wie ein Athlet, der seit Jahren im internationalen Zirkus zu Hause ist. Bei der WM möchte er den Wettkampf genießen und freut sich auf die Stimmung. Wie sieht Genuss bei ihm aus? Kommt Stimmung mit Medaille, durch Publikum oder durch Scheinwerfer im Wüstensand? Wenn er wieder im Bereich von 8.500 Punkten landen könnte, wäre das großartig - und mit einer solchen Punktzahl ist man ein ganz heißer Anwärter auf Edelmetall.
Kai Kazmirek kann das auch. Deutschlands Dauerbrenner musste bei der Heim-EM verletzt passen und knüpft wieder an alte Stärke an. Da er in diesem Jahr noch nicht ausgereizt ist, muss eine Saisonbestleistung das Ziel sein. Und Tim Nowak, als deutsche Nummer 3 eher im Schatten der beiden anderen, kann sich ganz entspannt der Wettkampfherausforderung hingeben. Er muss schauen, inwieweit ihn die während der Saison erlittene Verletzung noch handicapt.
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Ohne Carolin Schäfer ist alles nichts
Bei den Damen ruhten Deutschlands Hoffnungen einzig auf Carolin Schäfer, die in der diesjährigen Weltrangliste nicht unter den Top-8 rangiert. Der Vize-Weltmeisterin von London 2017 kamen aber Probleme mit dem Knie dazwischen, sodass sie ihren Start kurzfristig absagen musste.
In der Meldeliste oben thronen Olympiasiegerin Nafissatou Thiam und die Britin Katarina Johnson-Thompson (für die in diesem Jahr die erste WM-Medaille rausspringen muss). Thiam wird mit Klasse und Erfahrung ihren Titel von London verteidigen und alle Jägerinnen auf Distanz halten.
Im Bereich zwischen 6.500 und 6.600 Punkten tummeln sich eine Vielzahl von Athletinnen. Da entscheidet letztlich, wer mit den Bedingungen in der Wüste am besten klarkommt und seine Form in das Ende der Saison bringt.
Deutsches Team
Stand: 26.09.19 10:55 Uhr