
WM-Geschichte
1993: Große Stimmung in Stuttgart
Fairplay-Preis für das Publikum - darüber waren sich die 1.689 Athleten aus 187 Nationen einig. Auch die Verlierer wurden gefeiert. Sieger wie Heike Drechsler und Colin Jackson erst recht.
"Ihr seid die Besten" - darüber waren sich die Athleten unabhängig von Hautfarbe, Nationalität und Geschlecht einig: Das Stuttgarter Publikum hatte den Fairplay-Preis, den die UNESCO 1993 vergab, auch wirklich verdient. Die 576.918 Zuschauer - ebenfalls Weltrekord - hatten jeden einzelnen Gewinner oder Verlierer, Helden oder Unglücklichen nicht ohne ein riesiges Kompliment aus dem Stadion verabschiedet. Unvergessen die La-Ola-Wellen, die die Siebenkämpferinnen um Sabine Braun und die Zehnkämpfer um "Paule" Meier an ihren schweren Arbeitstagen in der schwülen Hitze des Sommers begleiteten; ohne Beispiel die minutenlangen Ovationen für die traurige "Gold-Verliererin" Merlene Ottey; unerreicht die fröhlich-weltmeisterliche Atmosphäre in der ganzen Stadt. 1.689 Athleten aus der Rekordzahl von 187 Nationen feierten dieses Fest in der Schwaben-Metropole.
Neue Perspektiven für die Leichtathletik
Stuttgart, so formulierte es der damalige IAAF-Präsident Primo Nebiolo, habe der Leichtathletik neue Perspektiven eröffnet. Auch deshalb, weil das Prinzip der "sauberen Leistung" umfassende Anerkennung erfuhr - von Zuschauern, Medien, der Wirtschaft und dem Staat. Athleten, die das Beste gegeben hatten und trotzdem das Finale oder den Endlauf verpasst hatten - sie wurden nicht länger als WM-Touristen verspottet.
Sotomayor beendet Durststrecke
Gebührend gefeiert wurden aber auch: Heike Drechsler, die zehn Jahre nach Helsinki zu ihrem zweiten WM-Gold sprang. Lars Riedel, der seinen zweiten Diskus-Titel gewann. Colin Jackson, der in Weltrekordzeit über die 110 m Hürden glitt. Javier Sotomayor, dem eine Weltmeisterschaft bis dahin noch in seiner Titelsammlung fehlte. Gail Devers, die über 100 m flach äußerst knapp und über die gleichlange Hürdenstrecke deutlich sichtbar Gold gewann. "Es gab bei dieser WM keine Verlierer", bilanzierte der Präsident des Organisations-Komitees, Prof. Dr. August Kirsch. Das deutsche Team umfasste mit 93 zwei Athleten mehr als in Tokio; Medaillen gab es mit insgesamt acht nur halb so viele wie zwei Jahre zuvor.
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WM-Geschichte
Die besten WM-Athleten aller Zeiten
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Allyson Felix: Seit 2005 ist auf den WM-Treppchen immer ein Plätzchen reserviert für die US-amerikanische Sprinterin. Lediglich 2013 in Moskau heimste Felix verletzungsbedingt kein Edelmetall ein. Durch zwei Erfolge mit den Staffeln und Rang drei über 400 m in London 2017 wuchs die Sammlung der grazilen Kalifornierin auf 16 WM-Medaillen an - elfmal Gold, dreimal Silber und zweimal Bronze.
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Usain Bolt: Der Ausnahmesprinter aus Jamaika hat seit 2007 insgesamt 14 WM-Medaillen über 100, 200 und 4x100 m eingesammelt - elf goldene, zwei silberne und eine bronzene. Die Weltmeisterschaften in London waren die letzten für den Weltrekordler. Über 100 m holte er "nur" Bronze. Im Staffelfinale über 4x100 m musste Bolt als Schlussläufer mit einem Krampf aufgeben, über 200 m war er nicht am Start
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Carl Lewis: Der US-Amerikaner hat die Leichtathletik geprägt wie kaum ein anderer vor ihm. Zwischen 1983 und 1993 heimste Lewis im Sprint und Weitsprung insgesamt zehn WM-Medaillen ein - achtmal Gold, einmal Silber und einmal Bronze.
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Michael Johnson: Der US-Amerikaner hat insgesamt acht WM-Medaillen gewonnen - alle waren golden. Johnson beherrschte in den 1990er-Jahren die internationale Konkurrenz der Stadionrunden-Läufer. Sein bei der WM 1999 in Sevilla aufgestellter Weltrekord (43,18 Sekunden) hatte 17 Jahre Bestand. In Göteborg 1995 brachte der Texaner das Kunststück fertig, neben den 400 m und 4x400 m auch die 200 m zu für sich zu entscheiden.
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LaShawn Merritt: Der US-amerikanische Viertelmeiler hat es seit 2007 auf zehn Medaillen über 400 und 4x400 m gebracht: Siebenmal Gold und dreimal Silber schlagen für ihn zu Buche.
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Shelly-Ann Fraser-Pryce: Die Jamaikanerin sammelt seit 2007 WM-Medaillen. Neun sind es bislang für "Pocket Rocket" wie die gerade einmal 1,52 m große Jamaikanerin gerufen wird: sieben goldene und zwei silberne.
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Mohamed Farah: Der Weg des Briten mit somalischen Wurzeln ist golden. Sechs WM-Titel über 5.000 und 10.000 m hat das Langstrecken-Ass seit 2011 gesammelt, dazu noch zwei Silbermedaillen. 2017 wurde "Sir" Farah in den Adelsstand erhoben.
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Sergej Bubka: Der Ukrainer beherrschte den Stabhochsprung über Jahre und war der erste Sechs-Meter-Springer (1985). Von 1983 bis 1997 gewann Bubka sechs WM-Goldmedaillen für die UdSSR und die Ukraine.
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Gail Devers: Die US-Amerikanerin hat zwischen 1991 und 2001 insgesamt acht WM-Medaillen gekrallt. Fünfmal Gold und dreimal Silber gewann das Multitalent mit den langen Fingernägeln in den Disziplinen 100, 4x100 und 100 m Hürden.
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Sanya Richards-Ross: Die US-Amerikanerin jamaikanischer Herkunft sprintet seit 2005 regelmäßig auf die WM-Treppchen. Fünfmal Gold und zweimal Silber verbuchte sie seitdem über 400 m und mit der 4x400-m-Staffel der USA.
Stand: 26.06.17 10:42 Uhr