
WM-Geschichte
2001: Edmonton - WM-Premiere in Nordamerika
Kaum Stimmung, bescheidene Quoten, durchwachsene Leistungen: So richtig begeistert hat die WM-Premiere 2001 in Nordamerika niemanden. Ingo Schultz und Martin Buß überraschten beim DLV.
Vom 3. bis zum 12. August 2001 fanden im kanadischen Edmonton die ersten Welttitelkämpfe des neuen Jahrtausends statt. Doch die Veranstaltung avancierte zu einer Enttäuschung: Verhältnismäßig geringe Zuschauerzahlen im Stadion, bescheidene Einschaltquoten der Fernsehübertragungen und sportlich durchwachsene Leistungen prägten die erste WM in Nordamerika, die mit den sieben vorher ausgetragenen Welttitelkämpfen nicht Schritt halten konnte.
Spektakuläre Eröffnungsfeier
Die spektakuläre Eröffnungsfeier im Commonwealth Stadion wartete mit einer Premiere auf: Erstmals während einer Begrüßungszeremonie wurde ein Wettbewerb ausgetragen. Marathonläufer Gezahegne Abera aus Äthiopien gewann die erste Goldmedaille von Edmonton. Doch im nacholympischen Jahr zeigte die Mehrzahl der Athleten keine großen Wettkämpfe - häufig fehlten Kraft und Konzentration. Hinzu kam, dass der Funke vom Publikum nur selten auf die Protagonisten der Veranstaltung übersprang und dementsprechend kaum Stimmung aufkommen wollte. Auch beim Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) brachen trotz immerhin sieben Medaillen (zweimal Gold, viermal Silber, einmal Bronze) keine Jubelstürme aus, wurde doch das Top-Ergebnis der WM 1999 von Sevilla (zwölf Medaillen) klar verfehlt.
Ingo Schultz düpiert die Weltelite

Überraschend Vizeweltmeister über 400 m: Ingo Schultz.
Doch es gab auch Lichtblicke. So lief der Hamburger Ingo Schultz über 400 m völlig überraschend zu WM-Silber. Unerwartet auch der Titel von Hochspringer Martin Buß, der mit 2,36 m zudem eine Weltjahresbestleistung aufstellte. Ebenfalls jubeln konnten die Frauen-Staffeln. Sowohl die 4x100-m-Staffel als auch das 4x400-m-Quartett sprinteten auf den Silberrang. Der deutschen Frauen-Sprintstaffel wurde nach der Disqualifikation der USA mit ihren später dopingüberführten bzw. -geständigen Läuferinnen Kelli White und Marion Jones nachträglich die Goldmedaille zuerkannt.
Hattrick für Greene, Dvorak und El Guerrouj
Daneben gab es eine Reihe weiterer spektakulärer Entscheidungen, an denen die DLV-Athleten allerdings unbeteiligt waren. So wurde Jones über die 100 m der Frauen sensationell von der Ukrainerin Schanna Pintussewitsch-Block entthront. Ihre Silbermedaille musste die gedopte US-Amerikanerin später ebenfalls zurückgeben. Auch Pintussewitsch-Block wurde später des Dopings überführt und gesperrt. Ihr Gold von Edmonton durfte sie im Gegenatz zu anderen Medaillen allerdings behalten. Jones' Landsmann Maurice Greene holte in Kanada seinen dritten WM-Titel über die kurze Sprintdistanz, ebenso wie der Tscheche Tomas Dvorak im Zehnkampf und 1.500-m-Läufer Hicham El Guerrouj aus Marokko.
Kenteris: 2001 Weltmeister - 2004 Dopingskandal
Ein Jahr nach seinem überraschenden Olympia-Triumph von Sydney holte sich Kostas Kenteris (Griechenland) 2001 auch den WM-Titel über 200 m. Siege, über denen im Nachhinein ein Schatten liegt. Am Vorabend der Olympischen Spiele 2004 in Athen inszenierte Kenteris mit seiner griechischen Sprintkollegin Ekaterini Thanou einen Motorradunfall, um einer Dopingkontrolle zu entgehen. Das sah ein griechisches Gericht als erwiesen an, als es Kenteris und Thanou im Mai 2011 wegen Meineids zu 31 Monaten Haft verurteilte. Die Strafen wurden zur Bewährung ausgesetzt. Ihre Rechtsanwälte legten sofort Berufung ein. Bereits 2004 hatte der Weltverband IAAF beide Sprinter wegen verpasster Dopingkontrollen für zwei Jahre gesperrt. Der Internationale Sportgerichsthof CAS bestätigte 2006 die Sperren, die im Dezember desselben Jahres abliefen. Ironie der Leichtathletik-Geschichte: Thanou, in Edmonton über 100 m Dritte, bekam nach der Annulierung aller Jones-Resultate durch die IAAF rückwirkend zum 1. September 2000, nachträglich Silber zugesprochen.
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WM-Geschichte
Die besten WM-Athleten aller Zeiten
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Allyson Felix: Seit 2005 ist auf den WM-Treppchen immer ein Plätzchen reserviert für die US-amerikanische Sprinterin. Lediglich 2013 in Moskau heimste Felix verletzungsbedingt kein Edelmetall ein. Durch zwei Erfolge mit den Staffeln und Rang drei über 400 m in London 2017 wuchs die Sammlung der grazilen Kalifornierin auf 16 WM-Medaillen an - elfmal Gold, dreimal Silber und zweimal Bronze.
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Usain Bolt: Der Ausnahmesprinter aus Jamaika hat seit 2007 insgesamt 14 WM-Medaillen über 100, 200 und 4x100 m eingesammelt - elf goldene, zwei silberne und eine bronzene. Die Weltmeisterschaften in London waren die letzten für den Weltrekordler. Über 100 m holte er "nur" Bronze. Im Staffelfinale über 4x100 m musste Bolt als Schlussläufer mit einem Krampf aufgeben, über 200 m war er nicht am Start
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Carl Lewis: Der US-Amerikaner hat die Leichtathletik geprägt wie kaum ein anderer vor ihm. Zwischen 1983 und 1993 heimste Lewis im Sprint und Weitsprung insgesamt zehn WM-Medaillen ein - achtmal Gold, einmal Silber und einmal Bronze.
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Michael Johnson: Der US-Amerikaner hat insgesamt acht WM-Medaillen gewonnen - alle waren golden. Johnson beherrschte in den 1990er-Jahren die internationale Konkurrenz der Stadionrunden-Läufer. Sein bei der WM 1999 in Sevilla aufgestellter Weltrekord (43,18 Sekunden) hatte 17 Jahre Bestand. In Göteborg 1995 brachte der Texaner das Kunststück fertig, neben den 400 m und 4x400 m auch die 200 m zu für sich zu entscheiden.
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LaShawn Merritt: Der US-amerikanische Viertelmeiler hat es seit 2007 auf zehn Medaillen über 400 und 4x400 m gebracht: Siebenmal Gold und dreimal Silber schlagen für ihn zu Buche.
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Shelly-Ann Fraser-Pryce: Die Jamaikanerin sammelt seit 2007 WM-Medaillen. Neun sind es bislang für "Pocket Rocket" wie die gerade einmal 1,52 m große Jamaikanerin gerufen wird: sieben goldene und zwei silberne.
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Mohamed Farah: Der Weg des Briten mit somalischen Wurzeln ist golden. Sechs WM-Titel über 5.000 und 10.000 m hat das Langstrecken-Ass seit 2011 gesammelt, dazu noch zwei Silbermedaillen. 2017 wurde "Sir" Farah in den Adelsstand erhoben.
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Sergej Bubka: Der Ukrainer beherrschte den Stabhochsprung über Jahre und war der erste Sechs-Meter-Springer (1985). Von 1983 bis 1997 gewann Bubka sechs WM-Goldmedaillen für die UdSSR und die Ukraine.
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Gail Devers: Die US-Amerikanerin hat zwischen 1991 und 2001 insgesamt acht WM-Medaillen gekrallt. Fünfmal Gold und dreimal Silber gewann das Multitalent mit den langen Fingernägeln in den Disziplinen 100, 4x100 und 100 m Hürden.
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Sanya Richards-Ross: Die US-Amerikanerin jamaikanischer Herkunft sprintet seit 2005 regelmäßig auf die WM-Treppchen. Fünfmal Gold und zweimal Silber verbuchte sie seitdem über 400 m und mit der 4x400-m-Staffel der USA.
Stand: 22.06.17 14:55 Uhr