
WM-Geschichte
2003: Deutsches Debakel und Doping-Misere in Paris
Gute Organisation, reichlich Zuschauer, Favoritensiege und Überraschungen: Paris 2003 hatte viel zu bieten. Auch den Dopingfall Kelli White. Und einen historisch schlechten DLV.
Die Voraussetzungen für harmonische Welttitelkämpfe im Stade de France waren bestens: hervorragende Organisation, 550.132 Zuschauer, Favoritensiege und Überraschungen. Derer auch schlechte: US-Doppelweltmeisterin Kelli White war gedopt. Noch während der Wettkampftage wurde der Siegerin über 100 und 200 m die Einnahme des Aufputschmittels Modafinil nachgewiesen. Der Schatten des Dopings wurde nachher noch länger: Vor allem in den USA sorgte der Wirbel um die Designer-Droge THG, in dessen Sog auch die Sprint-Superstars Marion Jones und Tim Montgomery gerieten, für Aufregung. 400-m-Weltmeister Jerome Young wurde lebenslänglich gesperrt und auch Schanna Pintussewitsch-Block, die nach Whites Disqualifikation über 100 m auf den zweiten Rang vorgerückt war, wurde des Dopings überführt und musste ihr Silber wieder abgeben. Großer Verlierer war die Leichtathletik insgesamt, die einmal mehr an Glaubwürdigkeit einbüßte.
Alte Stars, neue Sterne
Dennoch hatte sich die gescholtene Sportart in Paris auch von ihrer positiven Seite präsentiert. Dreisprung-Legende Jonathan Edwards feierte einen tränenreichen Abschied und übergab das Zepter an den Schweden Christian Olsson. Schwedische Ausgelassenheit auch im Siebenkampf: Carolina Klüft bestieg in beeindruckender Manier den WM-Thron - mit 7.001 Punkten. Grenzenloser Jubel auch beim Marokkaner Hicham El Guerrouj, der sein viertes Gold über 1.500 m gewann.
"Liegestreik" beim 100-m-Lauf

Legendärer WM-Moment: Jon Drummonds "Liegestreik".
Für Aufsehen sorgte auch der 100-m-Lauf der Männer: Im Viertelfinale weigerte sich US-Sprinter John Drummond, seine Disqualifikation wegen Fehlstarts anzuerkennen. Sein "Liegestreik" blockierte das weitere Geschehen für stolze 45 Minuten. Das aufgebrachte Publikum steuerte seinen Teil zum Eklat mit einem gellenden Pfeifkonzert bei. Der dreimalige Weltmeister Maurice Greene verabschiedete sich im Halbfinale - verletzt. Kim Collins von den St. Kitts und Nevis in der Karibik holte völlig überraschend den Titel.
DLV-Team so schlecht wie nie
Das Team des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) erlebte ein Debakel und kehrte mit nur vier Medaillen nach Hause zurück - das bislang schlechteste Abschneiden einer deutschen Mannschaft bei Weltmeisterschaften. In Edmonton noch auf Rang fünf, verschwand das DLV-Team im Medaillenspiegel in Paris mit Platz 28 völlig in der Versenkung. Silbern glänzte lediglich die Medaille von Stabhochspringerin Annika Becker. Bronze gewannen Steffi Nerius und Boris Henry mit dem Speer sowie Andreas Erm über 50 km Gehen.
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WM-Geschichte
Die besten WM-Athleten aller Zeiten
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Allyson Felix: Seit 2005 ist auf den WM-Treppchen immer ein Plätzchen reserviert für die US-amerikanische Sprinterin. Lediglich 2013 in Moskau heimste Felix verletzungsbedingt kein Edelmetall ein. Durch zwei Erfolge mit den Staffeln und Rang drei über 400 m in London 2017 wuchs die Sammlung der grazilen Kalifornierin auf 16 WM-Medaillen an - elfmal Gold, dreimal Silber und zweimal Bronze.
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Usain Bolt: Der Ausnahmesprinter aus Jamaika hat seit 2007 insgesamt 14 WM-Medaillen über 100, 200 und 4x100 m eingesammelt - elf goldene, zwei silberne und eine bronzene. Die Weltmeisterschaften in London waren die letzten für den Weltrekordler. Über 100 m holte er "nur" Bronze. Im Staffelfinale über 4x100 m musste Bolt als Schlussläufer mit einem Krampf aufgeben, über 200 m war er nicht am Start
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Carl Lewis: Der US-Amerikaner hat die Leichtathletik geprägt wie kaum ein anderer vor ihm. Zwischen 1983 und 1993 heimste Lewis im Sprint und Weitsprung insgesamt zehn WM-Medaillen ein - achtmal Gold, einmal Silber und einmal Bronze.
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Michael Johnson: Der US-Amerikaner hat insgesamt acht WM-Medaillen gewonnen - alle waren golden. Johnson beherrschte in den 1990er-Jahren die internationale Konkurrenz der Stadionrunden-Läufer. Sein bei der WM 1999 in Sevilla aufgestellter Weltrekord (43,18 Sekunden) hatte 17 Jahre Bestand. In Göteborg 1995 brachte der Texaner das Kunststück fertig, neben den 400 m und 4x400 m auch die 200 m zu für sich zu entscheiden.
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LaShawn Merritt: Der US-amerikanische Viertelmeiler hat es seit 2007 auf zehn Medaillen über 400 und 4x400 m gebracht: Siebenmal Gold und dreimal Silber schlagen für ihn zu Buche.
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Shelly-Ann Fraser-Pryce: Die Jamaikanerin sammelt seit 2007 WM-Medaillen. Neun sind es bislang für "Pocket Rocket" wie die gerade einmal 1,52 m große Jamaikanerin gerufen wird: sieben goldene und zwei silberne.
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Mohamed Farah: Der Weg des Briten mit somalischen Wurzeln ist golden. Sechs WM-Titel über 5.000 und 10.000 m hat das Langstrecken-Ass seit 2011 gesammelt, dazu noch zwei Silbermedaillen. 2017 wurde "Sir" Farah in den Adelsstand erhoben.
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Sergej Bubka: Der Ukrainer beherrschte den Stabhochsprung über Jahre und war der erste Sechs-Meter-Springer (1985). Von 1983 bis 1997 gewann Bubka sechs WM-Goldmedaillen für die UdSSR und die Ukraine.
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Gail Devers: Die US-Amerikanerin hat zwischen 1991 und 2001 insgesamt acht WM-Medaillen gekrallt. Fünfmal Gold und dreimal Silber gewann das Multitalent mit den langen Fingernägeln in den Disziplinen 100, 4x100 und 100 m Hürden.
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Sanya Richards-Ross: Die US-Amerikanerin jamaikanischer Herkunft sprintet seit 2005 regelmäßig auf die WM-Treppchen. Fünfmal Gold und zweimal Silber verbuchte sie seitdem über 400 m und mit der 4x400-m-Staffel der USA.
Stand: 22.06.17 14:23 Uhr