
WM-Geschichte
2007: Zaghaftes DLV-Comeback in Osaka
Hochkarätiger Sport vor teils dürftiger Kulisse: So bleibt Osaka in Erinnerung. Gay, Felix, Wariner und Klüft reüssierten. Mit siebenmal Edelmetall feierte Deutschland "Wiederauferstehung".
Genau 1.800 Sportler aus 197 Nationen bildeten das athletische Fundament der nach Tokio 1991 zweiten WM auf japanischem Boden. Die elften Titelkämpfe vom 25. August bis 2. September im Nagai-Stadion bestachen mit sportlichem Glanz. Der dürftige und oft als unterkühlt empfundene Zuspruch mit insgesamt nur 254.399 Zuschauern bildete dagegen einen elementaren Kritikpunkt der WM.
Fünfte Plätze in Medaillenspiegel und Nationenwertung
Für die Athleten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) geriet Osaka zur Plattform eines zaghaften Comebacks auf der großen Bühne. Nach dem Olympia-Fiasko von Athen 2004 und dem Wiederbeginn mit Platz zwölf in Helsinki 2005 (1-1-3) gab es nun mit einmal Gold plus einmal Silber mehr (2-2-3) Rang fünf im Medaillenspiegel und auch in der Nationenwertung. Von 55 an den Start gegangenen DLV-Athleten erreichten 34 die Vorkämpfe (Platz 1 bis 12) und aus diesem Kreis 22 den Endkampf (1 bis 8). Osaka brachte dem DLV das beste WM-Ergebnis seit den Titelkämpfen 2001 in Edmonton (Kanada).
Werfen hui, Laufen pfui
Sechs der gewonnenen WM-Medaillen gingen auf das Konto der Werfer, eine Bronze-Plakette erkämpfte Stabhochspringer Danny Ecker. War das dritte WM-Gold von Diskus-Ikone Franka Dietzsch nach 1999 und 2005 erwartet worden, gehörte Betty Heidlers Hammer-Sieg und Robert Hartings Diskus-Silber zu den gelungenen Überraschungen. Achillesferse des Verbandes blieb aber der Laufbereich. Während 13 der 22 Laufdisziplinen wegen des schwachen Niveaus gar nicht erst besetzt worden waren, kamen in den restlichen neun Disziplinen nur vier der 13 Nominierten über den Vorlauf hinaus. 10.000-m-Europameister Jan Fitschen, der wegen Mehrbelastung im Physik-Studium in der WM-Saison den 5.000 m den Vorzug gegeben hatte, gehörte nicht dazu. "Wir sind eine Werfer-Großmacht. Mit den Leistungen im Lauf kann man nicht zufrieden sein", stellte DLV-Präsident Clemens Prokop fest.
Gay und Felix mit Gold-Triple

Dreimal Gold in Osaka: US-Sprinterin Allyson Felix.
Zu den "Königen der WM" krönten sich mit jeweils drei Erfolgen die US-Sprinter Tyson Gay, der über 100 (9,85 Sekunden) und 200 m (19,76) sowie mit der 4x100-m-Staffel Gold gewann, und Allyson Felix, die über 200 m (21,81) und mit beiden Staffeln nicht zu schlagen war. Landsmann Jeremy Wariner, Doppel-Olympiasieger von Athen über 400 und 4x400 m, reüssierte auch in Osaka auf beiden Strecken; im Einzelrennen mit seit 1999 nicht mehr erreichten 43,45 Sekunden. Schwedens strohblonder Siebenkampf-Star Carolina Klüft sorgte für den einzigen Europarekord. Für den Fortschritt von "Leichtathletik-Entwicklungsländern" standen an den neun WM-Tagen die Triumphe von Donald Thomas (Bahamas) im Hochsprung, Irving Saladino (Panama) im Weitsprung und Valerie Vili (Neuseeland) im Kugelstoßen. Kenia überraschte mit Rang zwei im Medaillenspiegel vor Russland.
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WM-Geschichte
Die besten WM-Athleten aller Zeiten
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Allyson Felix: Seit 2005 ist auf den WM-Treppchen immer ein Plätzchen reserviert für die US-amerikanische Sprinterin. Lediglich 2013 in Moskau heimste Felix verletzungsbedingt kein Edelmetall ein. Durch zwei Erfolge mit den Staffeln und Rang drei über 400 m in London 2017 wuchs die Sammlung der grazilen Kalifornierin auf 16 WM-Medaillen an - elfmal Gold, dreimal Silber und zweimal Bronze.
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Usain Bolt: Der Ausnahmesprinter aus Jamaika hat seit 2007 insgesamt 14 WM-Medaillen über 100, 200 und 4x100 m eingesammelt - elf goldene, zwei silberne und eine bronzene. Die Weltmeisterschaften in London waren die letzten für den Weltrekordler. Über 100 m holte er "nur" Bronze. Im Staffelfinale über 4x100 m musste Bolt als Schlussläufer mit einem Krampf aufgeben, über 200 m war er nicht am Start
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Carl Lewis: Der US-Amerikaner hat die Leichtathletik geprägt wie kaum ein anderer vor ihm. Zwischen 1983 und 1993 heimste Lewis im Sprint und Weitsprung insgesamt zehn WM-Medaillen ein - achtmal Gold, einmal Silber und einmal Bronze.
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Michael Johnson: Der US-Amerikaner hat insgesamt acht WM-Medaillen gewonnen - alle waren golden. Johnson beherrschte in den 1990er-Jahren die internationale Konkurrenz der Stadionrunden-Läufer. Sein bei der WM 1999 in Sevilla aufgestellter Weltrekord (43,18 Sekunden) hatte 17 Jahre Bestand. In Göteborg 1995 brachte der Texaner das Kunststück fertig, neben den 400 m und 4x400 m auch die 200 m zu für sich zu entscheiden.
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LaShawn Merritt: Der US-amerikanische Viertelmeiler hat es seit 2007 auf zehn Medaillen über 400 und 4x400 m gebracht: Siebenmal Gold und dreimal Silber schlagen für ihn zu Buche.
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Shelly-Ann Fraser-Pryce: Die Jamaikanerin sammelt seit 2007 WM-Medaillen. Neun sind es bislang für "Pocket Rocket" wie die gerade einmal 1,52 m große Jamaikanerin gerufen wird: sieben goldene und zwei silberne.
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Mohamed Farah: Der Weg des Briten mit somalischen Wurzeln ist golden. Sechs WM-Titel über 5.000 und 10.000 m hat das Langstrecken-Ass seit 2011 gesammelt, dazu noch zwei Silbermedaillen. 2017 wurde "Sir" Farah in den Adelsstand erhoben.
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Sergej Bubka: Der Ukrainer beherrschte den Stabhochsprung über Jahre und war der erste Sechs-Meter-Springer (1985). Von 1983 bis 1997 gewann Bubka sechs WM-Goldmedaillen für die UdSSR und die Ukraine.
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Gail Devers: Die US-Amerikanerin hat zwischen 1991 und 2001 insgesamt acht WM-Medaillen gekrallt. Fünfmal Gold und dreimal Silber gewann das Multitalent mit den langen Fingernägeln in den Disziplinen 100, 4x100 und 100 m Hürden.
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Sanya Richards-Ross: Die US-Amerikanerin jamaikanischer Herkunft sprintet seit 2005 regelmäßig auf die WM-Treppchen. Fünfmal Gold und zweimal Silber verbuchte sie seitdem über 400 m und mit der 4x400-m-Staffel der USA.
Stand: 22.06.17 13:20 Uhr