
WM-Geschichte
2009: Bolt lässt Berlin beben
Neun Medaillen heimsten die DLV-Athleten bei der Heim-WM 2009 ein. Hollywoodreif war der goldene Abschied von Steffi Nerius. Das Gesicht Berlins war trotzdem Usain Bolt: dreimal Gold, zweimal Weltrekord.
1.895 Athleten aus 200 Nationen nahmen an den Weltmeisterschaften 2009 in Berlin teil. Doch trotz dieser Rekordzahl prägte ein Gesicht die neun Tage in der deutschen Hauptstadt - Usain Bolt. 9,58 Sekunden über 100 m - Weltrekord. Der Sprinter aus Jamaika ließ die ohnehin blau-strahlende Laufbahn im Olympiastadion noch etwas mehr leuchten. Als Bolt auch den Weltrekord über 200 m in 19,19 Sekunden pulverisierte und mit der Staffel sein drittes Gold holte, bebte das Stadion. Steffi Nerius war das deutsche Gesicht dieser WM. Märchenhaft verabschiedete sich die Speerwerferin mit dem Weltmeistertitel von der großen Leichtathletik-Bühne - Gänsehaut-Gefühle im Olympiastadion.
DLV-Team rehabilitiert sich für Peking-Desaster
Nerius setzte sich an die Spitze eines widererstarkten DLV-Teams. Mit dem Gewinn von neun Medaillen und Rang sechs im Medaillenspiegel gelang in der olympischen Kernsportart ein Jahr nach dem Desaster von Peking - mit einer einzigen Bronzemedaille - die Rehabilitierung. Gleichzeitig kündigte sich bei der Heim-WM ein Generationswechsel an. Die Jungen drängten ins Rampenlicht, allen voran Robert Harting. Noch nicht 25 Jahre alt, aber schon ein Weltmeister mit der fliegenden Scheibe. Oder Hochspringer Raul Spank. Der 21-Jährige sprang unbekümmert zu Bronze. Ariane Friedrich tat es ihm gleich. Die Sprintstaffel der Frauen wusste Erfahrungsschatz (Marion Wagner, Cathleen Tschirch) mit jugendlicher Frische (Anne Möllinger, Verena Sailer) vorbildhaft zu kombinieren und holte Bronze.
Jamaikas Erfolgsgeschichte - Semenyas Tortur
Im Medaillenranking preschte einmal mehr die USA vorneweg, mit zehn goldenen, sechs silbernen sowie eben so vielen bronzenen. Jamaika, Bolt sei Dank, lief den US-Amerikanern allerdings fast den Rang ab. Sieben mal Gold für die Läufer und Läuferinnen aus der Karibik - eine Berliner Erfolgsgeschichte. Eine nahezu endlose Geschichte begann mit dem Sieg von Caster Semenya über 800 m. Erst Ende Juli 2009 in der Weltspitze aufgetaucht, rannte die Südafrikanerin in 1:55,45 Minuten allen davon. Es folgten Tests zur Überprüfung des Geschlechts und eine elfmonatige Zwangspause, ehe Semenya wieder starten durfte - bei den Frauen.
"Moment des Aufbruchs in der deutschen Leichtathletik"
Verbands-Funktionäre und Politik sahen die WM in Berlin als Riesenerfolg für die olympische Kernsportart: 400.000 verkaufte Tickets, 518.582 Zuschauer im Olympiastadion, 1,6 Millionen bei den Straßen-Wettbewerben rund um das Brandenburger Tor. "Berlin ist tatsächlich ein Moment des Aufbruchs in der deutschen Leichtathletik", formulierte DLV-Präsident Clemens Prokop.
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WM-Geschichte
Die besten WM-Athleten aller Zeiten
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Allyson Felix: Seit 2005 ist auf den WM-Treppchen immer ein Plätzchen reserviert für die US-amerikanische Sprinterin. Lediglich 2013 in Moskau heimste Felix verletzungsbedingt kein Edelmetall ein. Durch zwei Erfolge mit den Staffeln und Rang drei über 400 m in London 2017 wuchs die Sammlung der grazilen Kalifornierin auf 16 WM-Medaillen an - elfmal Gold, dreimal Silber und zweimal Bronze.
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Usain Bolt: Der Ausnahmesprinter aus Jamaika hat seit 2007 insgesamt 14 WM-Medaillen über 100, 200 und 4x100 m eingesammelt - elf goldene, zwei silberne und eine bronzene. Die Weltmeisterschaften in London waren die letzten für den Weltrekordler. Über 100 m holte er "nur" Bronze. Im Staffelfinale über 4x100 m musste Bolt als Schlussläufer mit einem Krampf aufgeben, über 200 m war er nicht am Start
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Carl Lewis: Der US-Amerikaner hat die Leichtathletik geprägt wie kaum ein anderer vor ihm. Zwischen 1983 und 1993 heimste Lewis im Sprint und Weitsprung insgesamt zehn WM-Medaillen ein - achtmal Gold, einmal Silber und einmal Bronze.
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Michael Johnson: Der US-Amerikaner hat insgesamt acht WM-Medaillen gewonnen - alle waren golden. Johnson beherrschte in den 1990er-Jahren die internationale Konkurrenz der Stadionrunden-Läufer. Sein bei der WM 1999 in Sevilla aufgestellter Weltrekord (43,18 Sekunden) hatte 17 Jahre Bestand. In Göteborg 1995 brachte der Texaner das Kunststück fertig, neben den 400 m und 4x400 m auch die 200 m zu für sich zu entscheiden.
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LaShawn Merritt: Der US-amerikanische Viertelmeiler hat es seit 2007 auf zehn Medaillen über 400 und 4x400 m gebracht: Siebenmal Gold und dreimal Silber schlagen für ihn zu Buche.
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Shelly-Ann Fraser-Pryce: Die Jamaikanerin sammelt seit 2007 WM-Medaillen. Neun sind es bislang für "Pocket Rocket" wie die gerade einmal 1,52 m große Jamaikanerin gerufen wird: sieben goldene und zwei silberne.
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Mohamed Farah: Der Weg des Briten mit somalischen Wurzeln ist golden. Sechs WM-Titel über 5.000 und 10.000 m hat das Langstrecken-Ass seit 2011 gesammelt, dazu noch zwei Silbermedaillen. 2017 wurde "Sir" Farah in den Adelsstand erhoben.
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Sergej Bubka: Der Ukrainer beherrschte den Stabhochsprung über Jahre und war der erste Sechs-Meter-Springer (1985). Von 1983 bis 1997 gewann Bubka sechs WM-Goldmedaillen für die UdSSR und die Ukraine.
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Gail Devers: Die US-Amerikanerin hat zwischen 1991 und 2001 insgesamt acht WM-Medaillen gekrallt. Fünfmal Gold und dreimal Silber gewann das Multitalent mit den langen Fingernägeln in den Disziplinen 100, 4x100 und 100 m Hürden.
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Sanya Richards-Ross: Die US-Amerikanerin jamaikanischer Herkunft sprintet seit 2005 regelmäßig auf die WM-Treppchen. Fünfmal Gold und zweimal Silber verbuchte sie seitdem über 400 m und mit der 4x400-m-Staffel der USA.
Stand: 22.06.17 12:03 Uhr