
WM-Geschichte
2015: Deutsche Athleten überzeugen in Peking
Die deutschen Athleten hinterließen bei der WM in Peking einen starken Eindruck. Christina Schwanitz und Katharina Molitor holten bei den 15. Welt-Titelkämpfen Gold, Cindy Roleder und Gesa Felicitas Krause überraschten mit Plätzen auf dem Treppchen. Usain Bolt dominierte einmal mehr auf der Bahn, ebenso wie Kenia, das aber auch positive Dopingfälle vorzuweisen hatte.
Insgesamt sammelte das deutsche Team, das ohne den nach einer Knieoperation noch nicht wieder fitten Diskus-Dominator Robert Harting angetreten war, acht Mal Edelmetall (zweimal Gold, je dreimal Silber und Bronze) und belegte als Vierter den angepeilten Platz in den Top Fünf der Nationenwertung. Mehr als zwei Dutzend Platzierungen unter den besten Acht sprachen für die hohe Leistungsdichte in der Mannschaft. "Wir haben hier tolle Tage erlebt. Aber nur das Zählen der Medaillen entspricht nicht der Entwicklung in der Leichtathletik", sagte DLV-Cheftrainer Idriss Gonschinska.
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Deutsches Team
Die deutschen Medaillengewinner von Peking
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Gold: Christina Schwanitz im Kugelstoßen
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Gold: Katharina Molitor im Speerwurf
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Silber: Raphael Holzdeppe im Stabhochsprung
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Silber: David Storl im Kugelstoßen
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Silber: Cindy Roleder über 100 m Hürden
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Bronze: Nadine Müller im Diskuswurf
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Bronze: Gesa Felicitas Krause über 3.000 m Hindernis
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Bronze: Rico Freimuth im Zehnkampf
Goldener Schlusspunkt durch Molitor
Die deutschen Asse stachen in Peking, und auch viele Youngster überzeugten. Kugelstoßerin Christina Schwanitz wurde gleich zum Auftakt ihrer Favoritenrolle gerecht und siegte souverän, den goldenen Schlusspunkt setzte am letzten Wettkampftag überraschend Speerwerferin Katharina Molitor, die seit Jahren in der Weltspitze mitwirft, aber bei großen Meisterschaften stets im Schatten ihrer nationalen Mitstreiterinnen gestanden hatte. Titelverteidigerin Christina Obergföll belegte nach ihrer Babypause immerhin Rang vier, ebenso wie ihr überzeugender Disziplin-Kollege Thomas Röhler und die Sprintstaffel der Männer, der nur zwei Hundertstelsekunden zur ersten Medaille für Deutschland auf dieser Distanz in der WM-Historie fehlten.
Silber für Storl, Holzdeppe und Müller
Kugelstoßer David Storl sicherte sich den Vizetitel, zum dritten WM-Triumph in Serie fehlten am Ende 19 Zentimeter. In einem starken Stabhochsprungfinale gewann Raphael Holzdeppe, ebenso wie Storl als Titelverteidiger angereist, ebenfalls Silber - vor dem französischen Weltrekordler Renaud Lavillenie, der trotz aller Überlegenheit seinen WM-Fluch wieder nicht ablegen konnte. Diskuswerferin Nadine Müller feierte ihren dritten Platz wie einen Sieg. Rico Freimuth krönte beim grandiosen Triumph von Ashton Eaton, der seinen eigenen Weltrekord um sechs Zähler auf 9.045 Punkte verbesserte, einen begeisternden Auftritt des deutschen Zehnkampf-Trios ebenfalls mit Bronze.
Roleder und Krause sorgen für emotionale Höhepunkte
Für die größten Überraschungen und emotionalen Höhepunkte aus deutscher Sicht sorgten Roleder und Krause: Die Leipzigerin Roleder lief in persönlicher Bestzeit zum Sensationssilber, erstmals seit 28 Jahren schaffte damit wieder eine deutsche Hürdensprinterin den Sprung aufs WM-Podest. Zwei Tage zuvor war Krause als Dritte ins Ziel gerannt und holte damit nicht nur das erste deutsche WM-Edelmetall über 3.000 m Hindernis überhaupt, sondern auch die erste Laufmedaille im Einzel für den DLV seit 14 Jahren.
17 von 47 Disziplinen unbesetzt
Doch es gab auch einige Aussetzer. Die deutsche Rekordhalterin Silke Spiegelburg scheiterte schon in der Stabhochsprung-Qualifikation, Sieben-Meter-Springerin Sosthene Moguenara schaffte es nicht ins Weitsprung-Finale. Auch die ehemalige Hammer-Weltrekordlerin Betty Heidler konnte die hohen Erwartungen nicht erfüllen - Platz sieben. 17 von 47 Disziplinen blieben wegen Chancenlosigkeit der deutschen Athleten unbesetzt, von 30 Athleten, die in Vorkämpfen antraten, scheiterten 18 in Runde eins.
Bolt klarer Sieger im Duell "Gut gegen Böse"

Usain Bolt entschied alle Duelle gegen Justin Gatlin für sich.
International ließ Dafne Schippers aufhorchen. Die erst 23 Jahre alte "Fliegende Holländerin" pulverisierte bei ihrem Titelgewinn über 200 m mit der viertbesten je gelaufenen Zeit von 21,63 Sekunden den Europarekord der damaligen DDR-Sprinterinnen Marita Koch (1979/1984) und Heike Drechsler (1986), die jeweils 21,71 gelaufen waren. Superstar der WM in Peking war aber einmal mehr Usain Bolt. Der Jamaikaner hielt dem gigantischen Druck nach durchwachsenen Vorleistungen stand und machte sein drittes Sprint-Triple bei einer WM perfekt. Mit nunmehr elfmal Gold vergrößerte Bolt zudem seinen Vorsprung als erfolgreichster Athlet der WM-Geschichte vor Carl Lewis und Michael Johnson (jeweils acht).
Bolt und sein umstrittener Widersacher Justin Gatlin lieferten eine große Show ab, dreimal setzte sich der Jamaikaner im als "Gut gegen Böse" deklarierten Duell gegen den stärksten Gegner seiner Karriere durch - der schon zweimal wegen Dopings gesperrte Gatlin ist zweifelsohne der großer Verlierer der WM. Ein Sieg des sauberen Sports? Die Sympathien der Zuschauer im stets gut gefüllten "Vogelnest" waren jedenfalls klar verteilt.
Dopingschatten über der WM
Bolt war dennoch genervt. "Doping, Doping, Doping", monierte der Supersprinter. Der Schatten des Dopings hing nach den Recherchen der ARD und der "Sunday Times" tief über den Wettkämpfen. Während das kenianische Team ungeachtet aller Enthüllungen und zweier bestätigter positiver Tests bei den Titelkämpfen (Joyce Zakary, 400 m und Koki Manunga, 400 m Hürden) mit insgesamt 16 mal Edelmetall im Medaillenspiegel ganz oben landete und mit neuen Gesichtern wie Speer-Sensation Julius Yego glänzte, erlebte Russland ein historisches Debakel. Bei der Heim-WM in Moskau 2013 noch mit sieben Titeln und insgesamt 17 Mal Edelmetall im Ranking Erster, sprangen diesmal nur vier Medaillen und Platz neun heraus - ein beispielloser Absturz.
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WM-Geschichte
Die besten WM-Athleten aller Zeiten
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Allyson Felix: Seit 2005 ist auf den WM-Treppchen immer ein Plätzchen reserviert für die US-amerikanische Sprinterin. Lediglich 2013 in Moskau heimste Felix verletzungsbedingt kein Edelmetall ein. Durch zwei Erfolge mit den Staffeln und Rang drei über 400 m in London 2017 wuchs die Sammlung der grazilen Kalifornierin auf 16 WM-Medaillen an - elfmal Gold, dreimal Silber und zweimal Bronze.
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Usain Bolt: Der Ausnahmesprinter aus Jamaika hat seit 2007 insgesamt 14 WM-Medaillen über 100, 200 und 4x100 m eingesammelt - elf goldene, zwei silberne und eine bronzene. Die Weltmeisterschaften in London waren die letzten für den Weltrekordler. Über 100 m holte er "nur" Bronze. Im Staffelfinale über 4x100 m musste Bolt als Schlussläufer mit einem Krampf aufgeben, über 200 m war er nicht am Start
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Carl Lewis: Der US-Amerikaner hat die Leichtathletik geprägt wie kaum ein anderer vor ihm. Zwischen 1983 und 1993 heimste Lewis im Sprint und Weitsprung insgesamt zehn WM-Medaillen ein - achtmal Gold, einmal Silber und einmal Bronze.
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Michael Johnson: Der US-Amerikaner hat insgesamt acht WM-Medaillen gewonnen - alle waren golden. Johnson beherrschte in den 1990er-Jahren die internationale Konkurrenz der Stadionrunden-Läufer. Sein bei der WM 1999 in Sevilla aufgestellter Weltrekord (43,18 Sekunden) hatte 17 Jahre Bestand. In Göteborg 1995 brachte der Texaner das Kunststück fertig, neben den 400 m und 4x400 m auch die 200 m zu für sich zu entscheiden.
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LaShawn Merritt: Der US-amerikanische Viertelmeiler hat es seit 2007 auf zehn Medaillen über 400 und 4x400 m gebracht: Siebenmal Gold und dreimal Silber schlagen für ihn zu Buche.
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Shelly-Ann Fraser-Pryce: Die Jamaikanerin sammelt seit 2007 WM-Medaillen. Neun sind es bislang für "Pocket Rocket" wie die gerade einmal 1,52 m große Jamaikanerin gerufen wird: sieben goldene und zwei silberne.
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Mohamed Farah: Der Weg des Briten mit somalischen Wurzeln ist golden. Sechs WM-Titel über 5.000 und 10.000 m hat das Langstrecken-Ass seit 2011 gesammelt, dazu noch zwei Silbermedaillen. 2017 wurde "Sir" Farah in den Adelsstand erhoben.
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Sergej Bubka: Der Ukrainer beherrschte den Stabhochsprung über Jahre und war der erste Sechs-Meter-Springer (1985). Von 1983 bis 1997 gewann Bubka sechs WM-Goldmedaillen für die UdSSR und die Ukraine.
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Gail Devers: Die US-Amerikanerin hat zwischen 1991 und 2001 insgesamt acht WM-Medaillen gekrallt. Fünfmal Gold und dreimal Silber gewann das Multitalent mit den langen Fingernägeln in den Disziplinen 100, 4x100 und 100 m Hürden.
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Sanya Richards-Ross: Die US-Amerikanerin jamaikanischer Herkunft sprintet seit 2005 regelmäßig auf die WM-Treppchen. Fünfmal Gold und zweimal Silber verbuchte sie seitdem über 400 m und mit der 4x400-m-Staffel der USA.
Stand: 30.08.15 17:03 Uhr