
Busemanns WM-Orakel
Wurf: Entscheidend ist im Ring
von Frank Busemann
Einmal mehr wird der deutsche Wurfblock Garant für Medaillen sein (müssen). Doch wer bekommt im Pekinger "Vogelnest" ein Stück vom Kuchen ab? Klangvolle Namen schmücken das deutsche Team. Leider ist aber der erfolgreichste Werfer der vergangenen Jahre, Diskus-Riese Robert Harting, nicht an Bord.
Beim Kugelstoßen hat David Storl den starken US-Amerikanern den Fehdehandschuh wieder einmal hingeworfen. Allzu oft verblüfft der Leipziger sie mit seiner Nervenstärke - und die Amis verzweifeln an seiner Konstanz. In diesem Jahr kommen die US-Boys sogar zu viert. Allerdings wird es auf einen Zweikampf Joe Kovacs vs. David Storl hinauslaufen. Kann "Storli" seinen Coup von Moskau wiederholen? Das wäre unglaublich ...
Wer soll Christina Schwanitz schlagen?

Hält sie dem Druck stand? Christina Schwanitz ist Favoritin auf den WM-Titel im Kugelstoßen.
Bei den Frauen hat Christina Schwanitz die Last des "Gewinnen-Müssens" auf ihren Schultern. Die Vorleistungen sprechen für sie, doch entscheidend ist im Ring. Aber mal ganz ehrlich: Wer soll sie schlagen? Da müsste schon etwas Seltsames und Unvorhergesehenes passieren. Allerdings gab's das im Kugelstoßen der Frauen immer mal wieder ...
Diskus: Christoph Harting und die Gunst der Stunde
Im Diskus hatten wir in den vergangenen Jahren immer eine Medaillenbank mit Robert am Start, nun heißt er Christoph, aber auch Harting. Etwas jünger, viel größer - und schon auf Platz drei in der Meldeliste. Das lässt einiges erwarten. Der Name verpflichtet, kann aber auch zur Last werden. Die internationale Konkurrenz schwächelt, die Chancen sind da. Aber im Pekinger "Vogelnest" zu werfen ist schwieriger als auf der Hallenser Segelwiese ...
Bei den Frauen geht es um Sandra Perkovic oder Denia Caballero. Beide haben in dieser Saison schon über 70 Meter geworfen. Die deutschen Werferinnen mit Julia Fischer, Nadine Müller und Shanice Craft liegen in Lauerstellung für den dritten Platz.
Kampf um die Medaillen wird speerspitzen-eng

Zwingt Christina Obergföll die Konkurrenz auch in Peking in die Knie?
Beim Speerwurf könnte man fast meinen, dass wir bei den deutschen Meisterschaften sind. Insgesamt starten acht deutsche Athletinnen und Athleten in dieser in den Vorjahren vom scheinbar schwachen Geschlecht stark gemachten Disziplin. Weltmeisterin Christina Obergföll ist nach ihrer Babypause wieder da, sucht aber noch den Punch. Ex-Europameisterin Linda Stahl arbeitet viel und wirft mal nebenbei fast 65 Meter, die ewige Dritte, Katharina Molitor, schwingt sich zur Hoffnungsträgerin auf und führt das Quartett, welches noch von der jungen und starken Christin Hussong komplettiert wird, mit 66,40 Meter an.
Eine Medaille wäre eine Überraschung, keine Medaille wäre auch eine Überraschung. Es ist eng, speerspitzen-eng da vorne. Das Niveau ist nicht so stark wie die Jahre zuvor, das ruft aber schnell die Nervosität auf den Plan. Jede will gewinnen, jede kann gewinnen. Ein Wettkampf für lockere Wettkampftypen.
Thomas Röhlers Kampfansage
Die Lockerheit muss bei den Speerwerfern auch Thomas Röhler behalten. Das Desaster der EM 2014 ist abgehakt. 89,27 Meter sind eine Kampfansage. Einzig der Keniate Julius Yego und Keshorn Walcott aus Trinidad und Tobago - man könnte bei diesen beiden Landsleuten auch meinen, dass wir uns gerade um die 1.500 Meter kümmern - liegen vor ihm. Eigentlich sind aber die Dauerbrenner Tero Pitkämäki, Antti Ruuskanen und Vitezslav Vesely Röhlers Hauptgegner. Johannes Vetters Ziel muss das Finale sein.
Gold geht an Wlodarczyk - oder?
Beim Hammerwurf tritt mit Betty Heidler eine Werferin an, die schon ganz oben (2007) aber auch ganz unten (2013) war. Eigentlich schwor sie nach Moskau nie mehr bei einer WM anzutreten. Aber die Verlockung nach einer Medaille ist zu groß. Los, pflück sie Dir, Betty! Die neue Weltrekordlerin Anita Wlodarczyk ist die Bestellerin der Goldmedaille.
Neuer Abschnitt
Wettkampfstätte
Pekings "Vogelnest" in Bildern
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Die Leichtathletik-WM 2015 wurde wie die Olympischen Spiele 2015 im Nationalstadion von Peking ausgetragen.
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Im Volksmund heißt die Arena auch liebevoll "Vogelnest".
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Das "Vogelnest" besitzt eine auffällige Netzstruktur aus insgesamt 27 Kilometern Stahlträgern.
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Errichtet wurde das Stadion für die Olympischen Sommerspiele und die Paralympics 2008.
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Es liegt mitten im "Olympic Green" - dem Olympiapark von Peking.
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Die Bauarbeiten begannen im März 2004. Innerhalb von vier Jahren entstand hier das preisgekrönte Bauwerk.
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Ursprünglich sollte ein durchsichtiges Schiebedach das Stadion überdecken. Aufgrund von Kostenüberschreitungen wurde darauf aber verzichtet.
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Seit der Eröffnung im April 2008 gilt es als ein Wahrzeichen Pekings und ist für Touristen ein beliebtes Fotomotiv.
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Im "Vogelnest" fanden sowohl die Eröffnungs- als auch die Abschlussfeiern der Olympischen Spiele und der Paralympics statt.
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Zudem wurden während der Spiele die Leichtathletik-Wettbewerbe hier ausgetragen.
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Ihre Kernfunktion hat die Arena ...
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... längst verloren.
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Der Pekinger Fußballverein Guo'an spielt weiterhin im kleineren Arbeiterstadion und andere Sportveranstaltungen gab es in vergangenen Jahren auch nicht viele. Millionen chinesischer Touristen zahlen aber für einen Besuch rund sieben sieben Euro Eintritt und sind begeistert.
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Für die Leichtathletik-WM 2015 wurden wieder Kunststoffbahnen verlegt.
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Rund 80.000 Zuschauer fanden bei den Welt-Titelkämpfen im "Vogelnest" Platz.
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Die Arena wird bei den Winterspielen 2022 wieder im Mittelpunkt stehen - für die Eröffnungs- und Schlussfeier.
Stand: 21.08.15 09:17 Uhr